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Darf´s ein bisschen scharf sein?

Was beim Essen Geschmackssache ist, darf bei Fotos nicht fehlen: die Schärfe

Die Tatsache, dass ein Zeitungsfoto in der Regel scharf sein sollte, dürfte bekannt sein. Zusätzlich gilt es aber auch zu bedenken, was auf dem Foto genau scharf abgebildet sein soll. Häufig können nämlich nicht alle Personen und Objekte – vom Vordergrund bis zum Hintergrund – scharf abgebildet werden (Stichwort „Schärfentiefe“, siehe Kasten rechts). In diesem Fall muss der Fotograf möglicherweise Prioritäten setzen. Dies sollen die folgenden zwei Bilder illustrieren.

Eiskaltes Vergnügen Welches Eis mögt ihr am liebsten?

Diese beiden Bilder zeigen, dass es darauf ankommt, wo ihr die Schärfe „hinlegt“.

Eiskalte Handwerkskunst Reportage von der Eisdiele

Das rechte Bild illustriert die Reportage zur Eisdiele, das linke die Eis-Umfrage.

Chilli für eure Fotos

  • Eine kurze Belichtungszeit, der Einsatz eines Blitzes oder ein elektronischer Bildstabilisator sowie das Aufstützen der Kamera oder ein Stativ schützen vor Verwackeln.
    Aber: Ein Stativ hilft nur dann, wenn sich das Objekt selbst nicht bewegt (siehe Beispiel unten)!
  • Eine kleine Blendenöffnung (z.B. Blende 16.0) in Kombination mit einem Weitwinkelobjektiv ermöglicht eine große Schärfentiefe vom Vorder- bis zum Hintergrund. Beim Teleobjektiv (z.B. Brennweite 200 mm) mit großer Blendenöffnung (z.B. Blende 2.0) ist es umgekehrt.
    Aber: Kleine Blendenöffnung bedeutet längere Belichtungszeit, damit besteht Verwacklungsgefahr!
  • Autofokus ist gut – Kontrolle ist besser! Der Autofokus deiner Kamera kann nicht immer zweifelsfrei „wissen“, was du scharf abgebildet haben willst. Es kann vorkommen, dass der Sensor hier im wahrsten Sinne des Wortes „daneben liegt“. Meist stellt die Automatik die Schärfe auf die Mitte des Bildes ein. Das passt oft, aber nicht immer. Wie beim Beispiel des Gegenlicht-Portraits oben. Da hat der Autofokus die Frau im roten Mantel scharf gestellt.

Bewegte Bilder - bewegende Bilder

Unscharfe Fotos entstehen meist aus einem der drei folgenden Gründen (siehe auch oben):

  1. Ihr oder die Automatik der Kamera stellt nicht richtig scharf.
  2. Die Belichtungszeit ist zu lang und ihr verwackelt die Aufnahme.
  3. Die Belichtungszeit ist zu lang, ihr haltet die Kamera ruhig (z.B. Stativ), aber das Objekt bewegt sich.

Die folgenden Beispiele sollen euch zeigen, dass Bewegung nicht nur die Quelle von Unschärfe ist, sondern dass sie auch kreative Fotos möglich macht.

Bewegung einfrieren

Wollt ihr schnelle bewegte Objekte, wie z.B. den Surfer rechts, scharf darstellen, müsst ihr eine kurze Belichtungszeit verwenden (kleiner als 1/500 Sekunde). Dies kann aber auch dazu führen, dass die Bewegung auf dem Foto so stark „eingefroren“ ist, dass der Betrachter sie nicht mehr als solche erkennt.

Hier muss es schnell gehen

Objekt bewegt sich

Kamera zieht mit

Das Problem der „eingefrorenen“ Bewegung lässt sich lösen, wenn ihr die Kamera bzw. das Objektiv der Bewegung des Objektes (z.B. Läuferin) anpasst, man spricht hier von „mitziehen“. In diesem Fall wird z.B. die Schülerin scharf abgebildet und der Hintergrund verwischt.
Problem: Die Technik des „Mitziehens“ erfordert Übung und oft mehrere Versuche.

Objekt bewegt sich

Hier ist es genau umgekehrt wie beim Beispiel darüber: Das Objekt – hier die Schüler – bewegt sich und die Kamera wird absolut ruhig gehalten (z.B. Stativ). Bei langer Belichtungszeit (größer 1/4 Sekunde) verwischt dann das bewegte Objekt vor scharfem Hintergrund.
Der Effekt von Bewegung entsteht.

Kamera steht still

Eine Auflösung gibt es nicht nur bei Rätseln

Die Auflösung eines Fotos – also die Anzahl der Bildpunkte (Pixel) pro Sensor – hat einen erheblichen Einfluss darauf, wie stark man das Bild später vergrößern kann, ohne dass die einzelnen winzigen Bildpunkte sichtbar werden („körnige Bilder“, „Bildrauschen“). Moderne digitale Fotoapparate und teilweise sogar die Fotofunktion des Smartphones erreichen 5 Mio. Pixel pro Sensorfläche und mehr. Diese Auflösung ist für die Verarbeitung der Bilder auch bei ganzseitigem Abdruck in der Schülerzeitung in der Regel (mehr als) ausreichend.

Die Einstellung der ISO-Zahl (Lichtempfindlichkeit) hat ebenfalls einen Effekt auf das Bildrauschen. So hat eine hohe ISO-Einstellung (z. B. 1600) gegenüber einer niedrigen (z.B. 100) zwar den Vorteil, dass auch noch bei geringem Umgebungslicht ohne Blitz fotografiert werden kann. Der Nachteil ist jedoch die größere Gefahr von „Bildrauschen“.

Aber Achtung! Die höchstmögliche Auflösung der Kamera hilft natürlich nichts, wenn mit einer niedriger eingestellten Auflösung und/oder hoher ISO-Zahl fotografiert und/oder das Bild anschließend (z.B. per Bildbearbeitungsprogramm) noch komprimiert wird!

Pixelige Praxistipps

  • Nach Möglichkeit eine digitale Kamera mit hoher Bildauflösung (> 5 Mio.) verwenden.
  • Mit höchstmöglicher Bildauflösung fotografieren (Ideal: „Raw“-Format).
  • Mit niedriger ISO-Einstellung (z.B. ISO 100) fotografieren, da hohe „FilmJ“empfindlichkeit zu Bildrauschen führen kann.
  • Ausreichend große Speicherkarte verwenden, da hoch auflösende Fotos viel Speicherplatz beanspruchen.
  • Fotos bei der Bildbearbeitung nicht unnötig komprimieren.

Fotos online - weniger Punkte

Für ein Foto auf dem Bildschim reichen meist auch wenige Bildpunkte aus.

Pixel sparen bei der Online-Zeitung

Bei der Online-Schülerzeitung sollten die Fotos wiederum weniger Pixel haben, da sonst das Laden der Internetseite recht lang dauert.
Mit Hilfe eines Bildbearbeitungsprogrammes lassen sich Fotos auf bestimmte Pixel-Größen verkleinern. Achtung: Die verkleinerten Bilder immer mit neuem Dateinamen abspeichern, sonst ist das Original futsch!

Schärfentiefe oder Tiefenschärfe?

Beide Begriffe werden von Fotografen für das Phänomen verwendet, dass bei einem Foto die Schärfe zwischen Bildvordergrund und Bildhintergrund meist variiert. D.h. auf dem zweidimensionalen Bild ist nicht die ganze Tiefe des Raumes (dritte Dimension) gleich scharf.

Kompliziert? Dann schaut euch mal die folgenden beiden Bilder an!

Das klassische Bild:
Der Turm von Pisa, den der Fotograf zeigen will, ist scharf eingestellt. Die unscharfe Kette im Vordergrund unterstreicht die räumliche Wirkung.

Der Turm mal anders.
Weil eh jeder den Schiefen Turm von Pisa kennt, hat sich der Fotograf hier bewusst dafür entschieden, den Vordergrund scharf zu stellen.
Wirkt irgendwie interessant, oder?

Ist nun klar, was mit Schärfentiefe gemeint ist?

Der Fotograf (manuell) bzw. die Automatik der Kamera stellen die „perfekte“ Schärfe auf einen bestimmten Punkt bzw. auf eine bestimmte Entfernung ein. Die Schärfentiefe gibt nun an, wie weit vor und hinter diesem „perfekt“ scharf gestellten Objekt das Bild auch noch scharf ist.

Faustregel:

  • kleine Blendenöffnung (> 16.0 ) und kurze Objektivbrennweite (z. B: Weitwinkel)
    große Schärfentiefe
  • große Blendenöffnung (< 4.0 ) und lange Objektivbrennweite (z. B: Teleobjektiv)
    geringe Schärfentiefe

Bewusster Einsatz der Schärfentiefe

Der Vorder- und/oder Hintergrund eines Fotos können auch bewusst unscharf gehalten werden (große Blendenöffnung, lange Brennweite), wenn diese vom eigentlichen Bildmotiv (z. B. Portrait einer Person) ablenken würde.

Pixel-Power

Die Anzahl der Pixel (Bildpunkte) eines Fotos hat keinen Einfluss auf die Schärfe, jedoch auf die Qualität eines Fotos. Je mehr (Mega-) Pixel ein Bild hat, umso besser ist seine Auflösung und desto größer kann man es in der Schülerzeitung ohne Qualitätsverlust abdrucken.

Die beiden folgenden Fotos von einer Hochzeit verdeutlichen den Einfluss der Pixel auf die Schärfe.

Pixel gespart - Braut verschwindet

Beispiel für ein zu stark komprimiertes Bild.

Pixel satt - Braut happy

Ausreichende Auflösung des selben Fotos